Ausschnitt aus Bochumer Anzeiger vom 20.06.1930
Anschrift: Kühneplatz 6, Ecke Wiemelhauser-Straße, Friedrich-Harkort-Straße Stadt: Bochum-Wiemelhausen Link:
Architekt: Hermann Drüen, Ferdinand Revermann, Bochum Ausführung: Baufirma Müller AG Bauherr: Evangelische Gemeinde Wiemelhausen Besitzer:
Quelle: [BDA86], [Jor03] Zustand: nicht erhalten Denkmalschutz: nein
27.10.1929 Grundsteinlegung 20.07.1930 Einweihung 16.04.2011 Abschied vom Paul-Gerhardt-Haus 2011 Abbruch des denkmalwürdigen Gebäudes durch Evangelische Kirche
Weitere Quelle: Bochumer Anzeiger vom 14.05.1929, 23.09.1929, 28.10.1929, 30.10.1929, 02.11.1929, 02.01.1930, 19.03.1930, 31.03.1930, 13.05.1930, 19.05.1930, 06.06.1930 ("Das Gemeindehaus des Petribezirkes wird immer mehr das Ziel mancher Fremden, die voll des Lobes über die praktische Einteilung sind, Vor allem wirkt die Architektur geradezu wunderbar. Selbst die, die anfangs kopfschüttelnd den neuartigen Bau betrachteten, freuen sich heute über die prachtvolle Linienführung des Ganzen. Durch den Anstrich, mit dem in wenigen Tagen begonnen wird, kommt erst die volle Wirkung heraus. Hier haben die Architekten etwas geschaffen, das besonders bei Kunstverständigen hohe Anerkennung findet. Für die Kleinen sind schöne, gesunde Räume geschaffen. Noch in diesem Jahre wird die Klein-Kinderschule ihren Einzug halten. Es ist nur zu bedauern, dass so viele Familien wegen der räumlichen Entfernung keinen Gebrauch von dieser Einrichtung machen können. Der Vorplatz wird planiert und besät. Die Blumenbeete werdebn vorläufig mit Ziersträuchern bepflanzt. Dann wird das Haus eine Zierde des Stadtteils sein."), 20.06.1930 ("Schönheit der Formen / Ein moderner Bochumer Neubau. Zu den zahlreichen Bochumer Großbauten der letzten Jahre ist soeben eine neue charakteristische Schöpfung hinzugekommen, die ganz beispielhaft die Sachlichkeit, Klarheit und Schönheit moderner Baugesinnung zu zeigen berufen ist: Das Gemeinde- und Vereinshaus an der Friedrich-Harkort-Straße. Wie sich hier praktische und ästethische Gesichtspunkte zu absoluter Harmonie verbinden, wie sich in der Gesamthaltung des Baues Ehrlichkeit und Wahrheit der Konstruktion, Logik und AUsgeglichenheit der Linien und Formen auswirkt, das weist auf eine hochwertige Lösung moderner baulicher Gestaltung hin. In der Straßenführung zurücktretend variiert das Gebäude einen Reichtum mathematisch klarer Formen zu eindrucksvoller, gefühlsstarker Einheit. Die einzelnen Teile, obschon jeweils von innen heraus ihren Zwecken entsprechend entwickelt, fallen doch nicht auseinander, sind kein loses Konglomerat, sondern schließen sich zusammenzu einem festgefügten organischen Ganzen, finden sich zur Einheit im spielendgleitenden, die einzelnen Teile durchdringenden und verbindenden Rhythmus der Flächen und Winkel und kubischen Körper. Die Ursätze und Grundprinzipien der Philosophie sind von größter Einfachheit. Die obersten Sätze der Mathematik sind die Einfachheit selbst. Die Musik ist schon nach Pythagoras nichts anderes als hörbar gewordene Zahlenverhältnisse, die ARchitektur ist nichts anderes als sichtbar gewordene Zahlenverhältnisse, in Stein übertragene geometrische Gesetze. Diese Worte eines feinsinnigen Kunstschriftstellers drängen sich beim Betrachten des Gebäudes auf.Das absolut Neutrale, ewig Gültige, in sich selbst Ruhende aller mathematischen Gebilde spricht ganz intensiv aus dieser steingebauten Stereometrie. Es gibt nichts Schlichteres, Einfacheres, als die konstruktiven Linien dieses Baues, seine in scharfen Winkeln zueinander gesetzten Flächen. Und doch bergen diese scheinbar harten, kühlen Formen eine Fülle inneren geistigen Lebens in der Eleganz und Harmonie der Verhältnisse und Maße, in der Aufteilung, Fügung und Schichtung der Formen. Alles schmückende Beiwerk und detaillierende Spiel mit EInzelheiten fällt fort. Aber dieser Verzicht ist nicht Mangel, sondern Vorzug. Oder sind wir denn so verweichlicht und verdorben, dass wir Schönheit ganz identifizieren mit Ornamentik, mit Ziererei und Spielerei, und keinen Sinn mehr haben für die Urelemente der Schönheit, für die Musik der Verhältnisse, für die ungebrochenen und unvermischten Harmonien der Maße, Zahlen und Linien? Und gerade durch diese ungebrochenen und unvermischten Harmonien der Maße, Zahlen und Linien wird bei diesem Bau der nachhaltige, beglückende Eindruck in uns ausgelöst, der nur von einem wahren Kunstwerk ausgehen kann. Beim Umschreiten des Hauses weckt seine artikulierte Konstruktion, das Zurückweichen und Vortreten der einzelnen Bauglieder, ihre kubische Schichtung, ihre gegenseitige Verklammerung und Durchdringung immer neuen Reiz, immer neue Anregungskraft für die Phantasie. Von jedem Standpunkt aus überrascht das Spiel der Flächen und Winkel und kubischen Körper, stehen wirksam mit ihren Schichtungen und Treppungen die Bausilhouetten gegen den Himmel. Im Parallelismus verstärkte horizontale Gurte, die in fester sicherer Führung über den Bau ziehen, entsenden von ihrer unverrückbaren, stabilen Lagerung den steigenden Rhythmus der 8 hochgezogenen Saalfenster. Die leuchtend frische Farbe des Verputzes, ganz besonders noch akzentuiert durch ein sparsam verteiltes kühles Blau, verleiht dem Ganzen einen Ausdruck festlicher gehobener Stimmung. Für Entwurf und Bauleitung zeichnen die Architekten Drüen und Revermann, BDA DWB, Bochum."), 09.07.1930, 19.07.1930 (Ausführlicher Bericht über das Gebäude und die bevorstehende Einweihung mit Benennung der Architekten und der Baufirma.), 22.07.1930 und 10.02.1931 (Einrichtung eines Kindergartens)
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